Serie zur Gründung: Wann ist ein guter Zeitpunkt und wie lange dauert es, einen Coworking Space zu gründen?

Du möchtest einen Coworking Space gründen? Dann ist diese Serie dir gewidmet. Kürzlich veröffentlichten wir die wichtigsten Fragen, die sich angehende Gründer stellen sollten. Nun wollen wir den einzelnen Aspekten genauer auf den Grund gehen. Weil für alle Planungen ein solider Fahrplan wichtig ist, fragen wir heute: Wann ist ein guter Zeitpunkt für die Gründung? Und wie lange dauern die nötigen Vorbereitungen?

Sich großzügig Zeit nehmen

Im letzten Teil dieser Serie ging es um das »Warum?«. Ein guter Zeitpunkt für die Gründung ist, wenn du dir absolut im Klaren darüber bist, was dich eigentlich antreibt und wohin das Abenteuer dich führen soll. Deine individuelle Motivation, einen Coworking Space gründen zu wollen, impliziert übrigens nicht, dass du als zukünftige:r Betreiber:in bereits Erfahrung mit der grundlegenden Bürokratie gewonnen hast. Für ein solch umfangreiches Projekt erweist es sich als durchaus nützlich, über Hintergrundwissen zum schnöden Papierkram zu verfügen – oder sich rasch Hilfe zu suchen. Für die Details der nötigen Verträge kann ein weiteres prüfendes Auge nützlich sein, ebenso wie für das Regelwerk innerhalb der Community, wenn der Space dann geöffnet hat. Um alle Eventualitäten gründlich mit einzukalkulieren, plane dir großzügig Zeit ein – mit dem schönen Nebeneffekt, dass dann vielleicht alles eh glatter und schneller läuft als erhofft.

Bürokratische Grundlagen

Das Gros aller Coworking Spaces wird nach zirka sieben Monaten eröffnet – von den ersten Planungsschritten bis zur Opening Party. Wohlgemerkt, der Durchschnitt rechnet auch all diejenigen mit ein, deren Entwicklung sich aufgrund bürokratischer Hürden wie Brandschutzmaßnahmen oder Renovierungen (Stichwort Lieferzeiten) gerne mal in die Länge zieht. Manch andere Spaces hingegen – laut Statistik etwa ein Drittel – sind bereits nach weniger als drei Monaten bereit für den Einzug.

Wichtige Aspekte vorab: Welche Verträge sind nötig, etwa mit Vermieterin, Geschäftspartner oder einem potenziellen Investor? Sind diese vielleicht noch juristisch zu prüfen? Welche Anwält:innen hier aushelfen können, hängt ein wenig mit der Unternehmensform zusammen: Betreffen eure Fragen die Immobilie selbst, eure Selbständigkeit als Gründer:innen oder etwa der Versicherungsschutz im Coworking Space? Zu beinahe jeder Spezifikation gibt es Fachleute; eine präzise Vorbereitung auf die Gespräche mit Anwält:innen kann viel Zeit (und natürlich Geld) sparen. 

Klar, die Bürokratie nervt. Eigentlich möchtest du ja direkt mit Interior und Auswahl der Coworker starten. Doch es hilft, sich mit dem Papierkram als nötiges Framework anzufreunden, das dich im Ernstfall vor schlimmen finanziellen Problemen bewahrt und eine vernünftige Exitstrategie parat hält – auch wenn du sie vermutlich nie brauchen wirst. 

Praktisches zu Einzug und Möblierung

Interessante Beobachtung: Auch wenn sich die Eröffnungen vielerorts über das ganze Jahr verteilen, starten besonders viele Coworking Spaces gegen September und Oktober. Eher wenige beginnen im Dezember oder rund um die Sommerferien – das mag natürlich auch daran liegen, dass Umzüge zu den Feiertagen eher unbeliebt sind, ergo: Terminchaos vermeiden und frühzeitig über den Zeitpunkt der Eröffnung nachdenken!  

Rechne bei deinem Timing des Einzugs ebenso ein, wie du die Zusammenstellung der Coworker vorstellst. Die dabei einfachste Variable: Wie viele Personen sollen mindestens einziehen, wie viele haben maximal Platz? Nach welchen Kriterien können sie sich anmelden, und werden Teams bestehender Unternehmen ebenso behandelt wie Soloselbständige? Sie beeinflussen maßgeblich, wie viel Vorlaufzeit deine Planungen benötigen, etwa wenn du vollausgestattete Workshopräume oder ähnliches mit anbietest. (Zu Geschäftsmodellen und Preissegmenten werden wir übrigens in Kürze separat in einem Artikel eingehen.) 

Praktischer Hinweis noch zur Möblierung: Sind ausreichend Steckdosen und Lichtquellen vorhanden für eine modulare Platzeinteilung? Man sollte nicht für möglich halten, welche Banalitäten die Inbetriebnahme eines Coworking Spaces bisweilen aufhalten (und ja, ich spreche aus Erfahrung).

Endlich Eröffnung! Und jetzt?

Es ist soweit: Die Kabel sind verlegt, die Coworker haben ihre Mietverträge unterschrieben, die Kaffeemaschine läuft. Die monatelange Anstrengung trägt Früchte und beinahe schon fällt aller Stress von dir ab. Damit die Eröffnung – zu der du vielleicht eine Party oder ein anderes Willkommens-Event planst – ebenso glatt über die Bühne läuft, nimm dir nochmal einen gemächlichen Tag, an dem du Raum für Raum durchschreitest. Deine lange, fast gänzlich abgehakte To Do Liste nochmal in Ruhe mit eventuellen Partner:innen besprichst, Feedback einholst oder offene Fragen klärst.

Starte dein Unternehmen so entspannt wie möglich und nimm dir bewusst Zeit, dich deinen neuen Coworkern mit voller Aufmerksamkeit zu widmen. Sei nicht der gestresste Entrepreneur, der ferngesteuert durch den Laden rauscht, sondern genieße die Früchte deiner Arbeit mit Achtsamkeit und Liebe zum Detail. Du hast etwas Großartiges geschaffen und die Reise geht gerade erst los.

Zu allen weiteren Fragen werden in den nächsten Wochen diverse Themenschwerpunkte genauer aufgeschlüsselt. Stay tuned!

Sonja Pham


Sonja Pham schreibt als freie Journalistin über Kultur, Kulinarik und Kreativität. Sie studierte Kommunikationsdesign an der Designschule München, was sie zwar nicht zur Grafikdesignerin machte, aber signifikant ihre Liebe zur Gestaltung und zum Printjournalismus verstärkte. Seit Anfang 2021 bringt sie als Stellvertretende Chefredakteurin das Grafikmagazin mit heraus.

https://www.sonjapham.com
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